Das Österreichische Vormerksystem

Von Vitali U.

Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Bußgeldtabelle: Für diese Verstöße bekommen Sie in Österreich eine Eintragung ins Vormerksystem

Ver­stoßBuß­geld
Mit BAK von 0,5 bis 0,79 Pro­mille ge­fahren oder Kfz in Be­trieb ge­nom­men300 bis 3.700 €
Mit BAK von 0,1 bis 0,49 Pro­mille ge­fahren oder Kfz in Be­trieb ge­nom­men und im Be­sitz eines C- oder D-Führer­scheins36 bis 2180 € (C-Klasse)
363 bis 2180 € (D-Klasse)
Kin­der nicht ordnungs­gemäß ge­sichertbis zu 5000 €
Ge­fähr­dung an einem Fuß­gängerüber­weg bspw. durch zu schnel­les Heran­fahren verur­sacht72 bis 2180 €
Rot­lichtver­stoß mit Gefähr­dungbis zu 2180 €
Kfz mit Män­geln gefah­ren72 bis 2180 €
Mangel­hafte Ladungs­siche­rung72 bis 2180 €
An einer Eisen­bahn­kreuzung falsch ver­halten und z. B. Über­fahren der Glei­se trotz Warn­signalenbis zu 726 €
Sicher­heits­abstand unter­schritten (zwi­schen 0,2 und 0,4 Sek.)bis zu 726 €
Stopp-Schild miss­achtet und da­durch andere ge­fährdetbis zu 2180 €
Einsatz­fahrzeuge be­hindert bspw. durch unrecht­mäßiges Be­fahren des Pannen­streifensbis zu 2180 €
Fahr­verbot in Tun­nel für Kfz mit gefähr­lichen Gü­tern miss­achtetbis zu 726 €
Fahr­verbot bzw. Be­schränkung für Kfz mit gefähr­lichen Gü­tern in Auto­bahn­tunneln miss­achtetbis zu 726 €

Führerschein: Wofür gibt es Punkte in Österreich?

Das Vormerksystem in Österreich ist etwas anders gestaltet als in Deutschland.
Das Vormerksystem in Österreich ist etwas anders gestaltet als in Deutschland.

Das deutsche Punktesystem war lange einzigartig. Unsere Nachbarn aus Österreich haben sich ein Beispiel daran genommen und ein eigenes Vormerksystem entwickelt. Das Land will die Sicherheit im Straßenverkehr bis 2020 stark erhöhen und hat dazu umfangreiche Maßnahmen beschlossen.

Das Punktesystem funktioniert in Österreich etwas anders als hierzulande. Zudem gibt es einige Begriffe, die Deutschen womöglich unbekannt sind. Dieser Ratgeber verschafft Ihnen Klarheit.

Was das Vormerksystem in Österreich bewirken soll

Ähnlich wie mit dem Fahreignungsregister in Deutschland sollen mit dem Vormerksystem in Österreich Delikte und Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr einheitlich geahndet werden können. Unsere Nachbarn haben dafür auch eine Art Bußgeldkatalog an Verkehrsverstößen. Haben Sie gegen einen der Punkte darin verstoßen, erhalten Sie eine Vormerkung. Das Punktesystem für den Führerschein in Österreich ist dabei etwas anders aufgebaut, als wir es aus Deutschland kennen. Das Vormerksystem aus dem Nachbarland ist in drei Stufen gegliedert:

Punkteführerschein: In Österreich ist bei der dritten Eintragung Schluss. Dann folgt ein Fahrverbot.
„Punkteführerschein“: In Österreich ist bei der dritten Eintragung Schluss. Dann folgt ein Fahrverbot.

Bei der ersten Vormerkung im Führerscheinregister von Österreich erhalten Sie lediglich einen Eintrag, der zunächst keine weiteren Folgen mit sich bringt. Er gilt als „gelbe Karte“.

Verstoßen Sie innerhalb von zwei Jahren danach erneut gegen Punkte, die den Führerschein in Österreich betreffen, folgen harte Sanktionen. Sie werden dann in der Regel zu einer verkehrserziehenden Maßnahme aufgefordert. Die Behörden bestimmen darüber, welche für Ihren Fall angemessen ist.

Bei der dritten Eintragung in das Vormerksystem in der Zeit von zwei Jahren verlieren Sie in aller Regel den Führerschein. Mindestens drei Monate lang dürfen Sie dann nicht Auto fahren.

Nach der ersten Übertretung werden Verkehrssünder darüber informiert, welche Sanktionen folgen können, sollten sie weitere Verstöße gegen das österreichische Verkehrsrecht begehen. Und schon nach dem zweiten Verstoß gegen einen der Punkte in Österreich, der mit einer Vormerkung verbunden ist, muss der Lenker (so werden Autofahrer in Österreich genannt) mit Maßnahmen rechnen. Welche das sein können, lesen Sie hier.

Wie kann ich in Österreich den Führerschein verlieren? Diese Punkte sorgen dafür

Das Strafpunktesystem in Österreich umfasst insgesamt 13 Verstöße, die einen Eintrag in das Vormerksystem nach sich ziehen. Wer in Österreich keine Punkte für seinen Führerschein erhalten möchte, sollte die folgenden 13 Verstöße besser nicht begehen:

Punkteführerschein: In Österreich drohen empfindliche Strafen, wenn Sie bspw. über Rot fahren.
Punkteführerschein: In Österreich drohen empfindliche Strafen, wenn Sie bspw. über Rot fahren.
  1. Mit mehr als 0,5 Promille fahren
  2. Zwischen 0,1 und 0,5 Promille mit C- oder D-Führerschein fahren
  3. Kinder nicht ordnungsgemäß sichern
  4. Zu schnell an einen Fußgängerüberweg heranfahren
  5. Rotlichtverstoß
  6. Mit Mängeln am Fahrzeug fahren
  7. Mangelhafte Ladungssicherung
  8. Falsches Verhalten an einer Eisenbahnkreuzung
  9. Sicherheitsabstand nicht einhalten
  10. Stoppschild missachtet
  11. Einsatzfahrzeuge behindern
  12. Mit gefährlichen Gütern in einen Tunnel fahren
  13. Fahrverbot bzw. Beschränkung für Kraftfahrzeuge mit gefährlichen Gütern in Autobahntunneln missachten

Übrigens wird eine Eintragung für den österreichischen Punkteführerschein nach zwei Jahren unwirksam. Sie hat dann meist keine Auswirkungen mehr auf künftige Verstöße.

Punktesystem in Österreich: Diese Strafen drohen neben einer Vormerkung

Führerschein: Das Punktesystem in Österreich hält einige erzieherische Maßnahmen bereit.
Führerschein: Das Punktesystem in Österreich hält einige erzieherische Maßnahmen bereit.

In Deutschland gibt es verkehrserzieherische Maßnahmen in Form einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU), wenn die Fahrerlaubnis entzogen wurde, einer freiwilligen Nachschulung (Fahreignungsseminar) oder wenn Fahranfänger in der Probezeit an einer ebenfalls freiwilligen verkehrspsychologischen Beratung teilnehmen. Wenn Sie einen A-Verstoß in der Probezeit begehen, müssen Sie zum Aufbauseminar. Um einen solchen handelt es sich bspw. bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung von mindestens 21 km/h.

Das Vormerksystem in Österreich ist da etwas strenger. Begehen Sie innerhalb von zwei Jahren zwei Mal ein Vormerkdelikt, müssen Sie mit einer Maßnahme rechnen. Das österreichische Führerschein-Vormerksystem sieht beispielsweise diese Maßnahmen vor:

  • Kurs zur Kindersicherung: In vier Unterrichtseinheiten werden die Kenntnisse zur richtigen Sicherung von Kindern praktisch aufgefrischt und auf Gefahren von mangelndem Schutz aufmerksam gemacht. Kosten: rund 200 Euro
  • Gruppengespräch mit einem Psychologen: An mindestens zwei Tagen sprechen kleine Gruppen in sechs Stunden über ihr Fahrverhalten. Dieses wird laut Vormerksystem bei Alkoholfahrten oder bspw. der Behinderung von Einsatzfahrzeugen angeordnet. Kosten: rund 200 Euro
  • Kurs zur Ladungssicherung: An einem ganzen Tag lernen Betroffene, wie Ladung und gefährliche Güter ordnungsgemäß zu transportieren sind. Kosten: etwa 250 Euro
  • Perfektionsfahrt: Wer bei Rot fährt oder etwa Sicherheitsmängel nicht beseitigt, muss auf Anordnung zwei Fahrstunden absolvieren. Kosten: rund 100 Euro

Hat die Behörde in Österreich nach einem Eintrag in das Vormerksystem eine Maßnahme für Sie angeordnet, müssen Sie dieser nachgehen. Tun Sie dies nicht, kann Ihnen der Führerschein so lange entzogen werden, bis Sie die Nachschulung absolvieren.

Darüber hinaus ist es sogar möglich, in Österreich als nicht Einheimischer ein Fahrverbot zu erhalten. Wer drei Eintragungen in das Vormerksystem erhält, darf in der Regel nicht weiterfahren.

FAQ: Österreichisches Punktesystem

Wie funktioniert das Führerschein-Vormerksystem in Österreich?

Österreich ist etwas strenger bei der Sanktionierung. Achten Sie bspw. nicht auf die ordnungsgemäße Sicherung von Kindern und überfahren einige Monate später eine rote Ampel, können bereits Maßnahmen verhängt werden. Die Verstöße müssen innerhalb von zwei Jahren begangen werden, damit eine Maßnahme fällig wird.

Wofür gibt es Strafpunkte im Verkehr?

In Österreich gibt es diverse sogenannte „Vormerkdelikte“, die im Führerscheinregister eingetragen werden. Welche das sind, erfahren Sie hier.

Wie können die Maßnahmen aussehen?

Es gibt Kurse zur Kinder- und Ladungssicherung, Fahrstunden und Gruppengespräche mit Psychologen. Die Behörden entscheiden, welche Maßnahme angemessen ist.

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Über den Autor

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Vitali U.

Vitali ist seit 2016 Redakteur auf bussgeld-info.de. Seine Karriere begann er nach dem Abschluss seines Studiums der Rechtswissenschaften an einer renommierten Universität in Deutschland. Seitdem hat er sich auf das Thema Verkehrsrecht spezialisiert und sein Wissen durch eine einschlägige Ausbildung vertieft.

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